Olaf Greve und Jutta Falk von den Naturfreunden-Kreuzviertel und Marcus Patrias vom Bund Deutscher Architekten Dortmund/Hamm/Unna stellten im Septemberplenum des Klimabündnisses die aktuellen Pläne der Dortmunder Stadtverwaltung und ihr eigenes Alternativkonzept vor.
Das denkmalwürdige alte Gebäude der Schule aus dem Jahr 1915 soll nun doch nicht abgerissen werden. Immerhin das hat die Initiative beim Dortmunder Rat erreicht. Trotzdem ist von der Stadt ein Neubau geplant, nun im hinteren Bereich des alten Gebäudes. Zentrale Argumente: die alte Schule ist für vier Züge zu klein (derzeit sind es drei Züge), moderne pädagogische Konzepte einer Clusterschule mit offenen Lernbereichen, Differenzierungs- und Therapieräumen sind nur mit einem Neubau möglich. Und schließlich soll der Neubau schnellstmöglich errichtet werden.
Die Neubau-Folgen sind auf dem Bild schnell sichtbar: der Schulhof wird deutlich verkleinert, es bleibt vorwiegend versiegelte Fläche und ein erheblicher Teil des alten Baumbestandsfällt dem Neubau und den erforderlichen Rettungswegen zum Opfer. Das heutige pädagogische Konzept als „grüne Schule“ ist dann nicht mehr umsetzbar. Und für den Bestandsbau entfällt der Bestandsschutz, den nur ein Umbau mit Nutzung als Schule in Anspruch nehmen kann. Diverse bauliche Erleichterungen und Kosteneinsparungen gehen verloren.
Das bisherige Schulgebäude soll nach Plänen der Stadt nun anderweitig genutzt werden, im Gespräch ist u. a. eine Kindertagesstätte, deren Außenbereich aber auch einen Teil des Schulhofs in Anspruch nehmen würde. Andere Nutzungen (u.a. Wohnen) müssten z. B. Stellplätze nachweisen.
Wie kann der Altbau für die Ansprüche einer modernen Grundschule fit gemacht werden? Architekten vom BDA in Dortmund haben sich intensiv Gedanken gemacht und in 2023 ein Konzept entwickelt, das die Anforderungen der städtischen Schulbauleitlinie erfüllt Wesentliche Bestandteile sind:
- Ein barrierefreier Umbau mit Fahrstuhl nach oben.
- Umstrukturierung und Vergrößerung der bisherigen Klassenräume (Flurschule) nach dem geforderten Clusterprinzip. In den Etagen eins bis drei entstehen um einen offenen Raum so je 4 große Unterrichtsräume mit den geforderten Differenzierungsmöglichkeiten. Bestimmte Funktionen eines Clusters können auch in die breiten Flure ausgelagert werden.
- Das Dachgeschoss (4. Etage), in den 1970/80ern abgerissen, wird nach historischem Vorbild wieder aufgebaut mit weiteren 4 Klassen und einer Bibliothek ausgestattet. So entsteht auch ein Mehrwert für das städtische Erscheinungsbild.
Nach Ansicht der Referenten ist die Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile einer Schulmodernisierung gegenüber einem Neubau durch die Stadtverwaltung stellenweise nicht ehrlich kommuniziert.
- Das Ziel einer schnellen Bauzeit mit einer Bezugsfertigkeit zum Schuljahr 2027/28 beim Neubau kann auch mit der Modernisierungsvariante erreicht werden.
- Der Schulneubau kann erst starten, wenn ein Bebauungsplan erstellt und beschlossen wurde. Dessen Bearbeitung braucht ca. 3 Jahre. Im Bestand ist dies nicht erforderlich.
- Die geschätzten Kosten mit ca. 22 Mio. € für die Modernisierungsvariante wären günstiger als bei einem Neubau in Modulweise mit ca. 29 Mio. €.
- Die Modernisierung erfordert eine Interimsunterbringung der Schüler*innen in Containern oder anderen Schulen. Diese kann aber auch bei Neubauvariante nicht ausgeschlossen werden, da es erhebliche Beeinträchtigungen durch die Baustelle geben wird.
- Die Kreuzgrundschule besitzt eine solide Bausubstanz aus massiven Wänden, die bereits über 100 Jahre gehalten hat und ohne Veränderungen problemlos weitere 100 Jahre halten wird. Eine solche Bauweise ist heute kaum noch finanzierbar. Die heutigen Schulneubauten sind oft schon nach 40 Jahren anfällig für große Reparaturen.
- Es gibt keine Verluste durch Versiegelung: Der alte Baumbestand bleibt komplett erhalten, beim Neubau sind zudem aufwändige Regenrückhaltebecken und Pumpen erforderlich.
- Der Neubau bedeutet auch eine Beeinträchtigung der Nachbarschaft, dicht an der Schulgrenze fängt schon kleinteilige Wohnbebauung an.
- Eine Modernisierung des Altbaus wie vorgeschlagen würde die pädagogischen Anforderungen erfüllen und zudem den individuellen Charakter der Schule erhalten mit hohen Decken, Rundbögen und Terrazzoböden.
Im Plenum waren die Anwesenden überzeugt, dass die Modernisierungsvariante und der Verzicht auf einen Neubau die preiswertere, nachhaltigere und qualitativ bessere Alternative für die nächsten Generationen der Grundschulkinder darstellt. Oder wie es in der Stellungnahme des BDA für den Klimabeirat heißt: „Das Tafelsilber wegzuwerfen und sich stattdessen Plastikbesteck anzuschaffen, ist wenig zukunftsweisend.“
Wer noch mehr wissen möchte, kann sich hier informieren:
- Nordstadtblogger, 25. Mai 2024: https://www.nordstadtblogger.de/gruenes-licht-fuer-neubau-der-kreuz-grundschule-der-altbau-soll-kuenftig-anders-genutzt-werden/
- Nordstadtblogger, 4.April 2024: https://www.nordstadtblogger.de/kein-abriss-die-kreuzgrundschule-soll-einen-modernen-neubau-auf-dem-schulhof-bekommen/
- Petition (abgeschlossen): https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-dortmunder-kreuzschule-und-weitere-schulen-im-stadtgebiet
- Stellungnahme des BDA aus 2023: https://www.bda-dortmund.de/2023/06/kreuzschule-von-identitaetsstiftender-architektur-zu-gesichtslosen-modulbauten/
Bildquellen: Geplanter Neubau Kreuzgrundschule und seine Folgen, Folienvortrag Olaf Greve, Jutta Falk beim Klimabündnis Dortmund am 5.9.2024. Kreuzschule – Umbau und Wiederaufbau Dachgeschoss. Folienvortrag Marcus Patrias (BDA Dortmund Hamm Unna) beim Klimabündnis Dortmund am 5.9.2024.