Säen für die Vielfalt: Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund

Wann?
19/01/2022, 19:00 — 21:00 Uhr


Eine Diskus­si­ons­ver­an­stal­tung mit Saatgut-Ausgabe

Lust gemeinsam zu gärt­nern? Das Umweltamt, das Amt für Ange­le­gen­heiten des Ober­bür­ger­meis­ters und des Rates der Stadt Dort­mund, die zivil­ge­sell­schaft­li­chen Initia­tiven Open­So­ur­ce­Seeds, der Dort­munder Ernäh­rungsrat (in Grün­dung), sowie das Klima­bündnis Dort­mund laden zur gemein­samen Open-Source-Toma­ten­auf­zucht ein. Am 19.01.2022, von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr treffen sich alle Inter­es­sierten online. Um Anmel­dung wird per E‑Mail wird gebeten: cnaehle@stadtdo.de

Die Etablie­rung der „Open-Source-Saatgut-Stadt-Dort­mund“ wird das erste Vorhaben sein des neuen kommu­nalen Hand­lungs­pro­gramms „Klima-Luft 2030“ aus dem Hand­lungs­feld „Land­wirt­schaft und Ernäh­rung“. Am 19.01.2022 wartet ein span­nendes Programm auf Sie, an dessen Ende Sie sich für die gratis Ausgabe von Open-Source-Saatgut der Toma­ten­sorte Sunviva melden können. Dann steht der kommenden gemein­samen Pflanz­saison nichts mehr entgegen!

Für einen thema­ti­schen Einstieg in die Hinter­gründe zu Open-Source-Saatgut eignet sich dieses Erklär­video auf der Start­seite von Open­So­ur­ce­Seeds (1:43 Min.): https://opensourceseeds.org

1. „Begrü­ßung und Moderation“
Umweltamt, Chris­tian Nähle, 10 Min.

2. „Vorstel­lung der Initia­tive Open­So­ur­ce­Seeds (https://www.opensourceseeds.org)“
Dr. Johannes Kotschi, 20 Min. Vortrag, 10 Min. Fragen

3. „Auf dem Weg zur lokalen Ernäh­rungs­wende – Vorstel­lung des Ernäh­rungs­rates Dort­mund (in Gründung)“
Amt für Ange­le­gen­heiten des Ober­bür­ger­meis­ters und des Rates der Stadt Dort­mund & Ernäh­rungsrat Dort­mund in Grün­dung, Alessa Heuser, 10 Min.

4. „Aus der Praxis — Open-Source-Gärtner Jörg Lüling“
10 Min. Kurz­vor­trag aus der Praxis mit Fotos

5. „Zwischen­re­fle­xion und Vorstel­lung der Shanti-Lepra­hilfe als Export­pro­jekt für das Dort­munder Open-Source-Saatgut als Über­le­bens­hilfe (https://shanti-leprahilfe.de)“
Shanti Lepra­hilfe Dort­mund e.V., Mari­anne Gros­spietsch, 10 Min.

6. Öffent­lich­keits­ar­beit
per Dialog vorge­stellt, u.a. Umweltamt, Chris­tian Nähle, 5 Min.

7. Abschluss „Saatgut ist heilig“
Klima­bündnis Dort­mund, Fried­rich Laker und mode­ra­tiver Abschluss Umweltamt, Chris­tian Nähle, 10 Min.

Im Anschluss gibt es in einem Brea­kout-Raum ein ergän­zendes Angebot für Lehr­kräfte von Claudia Werner. Hierzu wird bereits auf den Open-Source-Saat­gut­blog der Johann-Guten­berg-Real­schule verwiesen: https://www.jgr-dortmund.de/schulleben/projekt-open-source-tomate-sunviva.html)

Zum Hinter­grund:

Klima­wandel fordert Viel­falt im Saatgut
Der inter­na­tio­nale Saat­gut­markt wird von immer weniger Unter­nehmen bestimmt. Da die Saat­gut­firmen ihre Züch­tungen immer stärker verein­heit­li­chen, geht die Pflan­zen­viel­falt stetig zurück. Diese Entwick­lung verrin­gert die Fähig­keit der Land­wirt­schaft, sich an regio­nale Unter­schiede und den Klima­wandel anzu­passen und macht sie damit auch anfäl­liger für Umwelt­ein­flüsse. Ökolo­gi­sche Viel­falt ist eine zentrale Grund­lage dafür, dass sich Land­wirt­schaft an den Klima­wandel anpassen kann. Dafür leistet das samen­feste Open-Source-Saatgut einen entschei­denden Beitrag zur Klima­fol­gen­an­pas­sung. Durch die aktu­elle Entwick­lung auf dem Saat­gut­markt ist nicht nur die ökolo­gi­sche Viel­falt, sondern auch unsere Ernäh­rung gefährdet.

Steriles Hybrid­saatgut und seine Folgen für Landwirt*innen
Gemüse keimt heut­zu­tage in der Regel von soge­nanntem Hybrid­saatgut. Für Hybrid­züch­tungen werden bestimmte Eigen­schaften einer Pflanze wie Pflan­zen­größe, Form und Farbe der Früchte durch Kreu­zung von Inzucht­li­nien verstärkt. Ein gewünschter Effekt ist, dass die erste Gene­ra­tion über­durch­schnitt­lich gute Ertrags­er­geb­nisse liefert. Die Kehr­seite ist jedoch, dass die Landwirt*innen das Saatgut aus eigener Ernte nicht verwenden können. Es verliert seine Einheit­lich­keit. Manche Pflanzen würden z.B. sehr groß, andere sehr klein. Das bringt enorme Schwie­rig­keiten für die Weiter­ver­ar­bei­tung und den Verkauf der Ernte mit sich. Zum Teil sind Hybride sogar steril, so dass sie sich gar nicht fort­pflanzen können. Zudem dürfen Landwirt*innen das selbst geern­tete Saatgut mitunter aufgrund von Lizenz­be­stim­mungen nicht verwenden. Auf diese Weise entsteht neben der ökolo­gi­schen Verrin­ge­rung auch eine Abhän­gig­keit der Landwirt*innen von Saatgutproduzent*innen, denn das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden. Dies trifft sowohl die heimi­sche Land­wirt­schaft als auch Landwirt*innen in Länden des Globalen Südens. Die Alter­na­tive zu Hybrid­saatgut ist samen­festes Saatgut, das nach­bau­fähig, also fruchtbar ist und in den nächsten Gene­ra­tionen Pflanzen mit den glei­chen Eigen­schaften hervorbringt.

Berück­sich­ti­gung regio­naler und klima­ti­scher Unterschiede
Die in Dort­mund auf dem Acker der Soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft Kümper Heide gesäte Toma­ten­pflanze „Sunviva“ ist samen­fest. Sie ist aber nicht nur aufgrund ihrer Samen­fes­tig­keit, sondern auch wegen ihrer recht­li­chen Eigen­schaften ein wesent­li­cher Baustein für die Klima­fol­gen­an­pas­sung. Denn nach ihrer Züch­tung wurde die Toma­ten­sorte unter eine Open-Source-Saat­gut­li­zenz gestellt. Anders als bei herkömm­li­chen Rechten an Saatgut erlaubt diese Art der Lizenz, die Samen frei und kostenlos zu verwenden. Auf diese Weise wird die Verwen­dung des Saat­guts für die Allge­mein­heit gesi­chert. Die Beson­der­heit ist, dass Landwirt*innen das Saatgut vermehren und für regio­nale Bedürf­nisse weiter­ent­wi­ckeln dürfen. Dabei bleibt es auch in Zukunft frei von Lizenz­kosten. Anders als bei Einheits­saatgut großer globaler Konzerne können daher bei Open-Source-Saatgut regio­nale Unter­schiede und klima­ti­sche Verän­de­rungen bei der Züch­tung und beim Anbau dauer­haft berück­sich­tigt werden.

Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft in Dortmund
Als Part­nerin für den Anbau der Open-Source-Tomate „Sunviva“ hat sich die Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft (SoLaWi) Kümper Heide in Dort­mund ange­boten. Die Grund­idee jeder SoLaWi ist, dass sich Landwirt*innen mit Verbraucher*innen von Anfang an in einer Gemein­schaft zusam­mentun. So verpflichten die Mitglieder sich im Vorfeld zur Abnahme des Gemüses und finan­zieren alles, was für den Anbau notwendig ist, vor. Die Ernte steht allen glei­cher­maßen zur Verfü­gung. Somit werden Risiko und Ernte geteilt. Außerdem können alle Mitglieder der Gemein­schaft auf dem Acker mitar­beiten, sich in Arbeits­gruppen und demo­kra­tisch in ein Plenum einbringen. Ernäh­rung wird als gemein­schaft­liche Aufgabe wahrgenommen.

Open­So­ur­ce­Seeds
Entschei­dend für die erfolg­reiche Arbeit des Umwelt­amtes war die Bereit­stel­lung einer Open-Source-Saatgut-Lizenz. Diese wurde 2017 durch „Open­So­ur­ce­Seeds – AGRECOL“ https://www.opensourceseeds.org) zur freien Verfü­gung veröffentlicht.

Weitere Infor­ma­tionen
Für Rück­fragen steht Ihnen in der Koor­di­nie­rungs­stelle für Klima­schutz und Klima­an­pas­sung des Umwelt­amtes zur Verfügung:

Herr Chris­tian Nähle
(0231) 50–2 87 74
cnaehle@stadtdo.de
www.umweltamt.dortmund.de

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